Winterpausengedanken

Wolfgang Baumann                      (19.05.1936 bis  07.08.2015)

Betrachtet man Wolfgangs Leben wird klar, er lebte und starb für den Verband.

Wolfgang Baumann wurde 1936 im sächsischen Zwickau geboren. Nach absolvierter Schulzeit begann er eine Lehre als Drogist, anschließend studierte er Bühnentanz an der berühmten Palucca-Schule in Dresden. Er durchlebte viele erfolgreiche Jahre an verschiedenen Theaterbühnen, ehe er sich noch einmal für ein Studium als Choreograph entschied. Er war Charaktersolist an der Leipziger Oper, Dozent an der Leipziger Kunsthochschule und Choreograph verschiedenster Stücke.

  • Genetisch in der Begründung, logisch in der Schlussfolgerung, konsequent in der Anwendung –

Sein erster Windhund war 1963 die erwachsene afghanische Windhund-Hündin „Thras Latona“, gerufen „Lady“. Sie war sein lang ersehnter Traum, der 1965 ein zweites Mal in Erfüllung ging in Form von Lady’s Enkelsohn „Thras Faisal“.  Anfänglich war es lediglich die Freude am Hund selbst. Mit beiden Hunden an der Leine wurde er von Ilse Knote, damaliges Mitglied in der Spezialzuchtgemeinschaft Wind- und Rennhunde der DDR-Sparte Leipzig, angesprochen fast schon gedrängt „mal mit auf die Rennbahn zu kommen“.  Dies tat er auch und so begann die Leidenschaft für den Windhundsport im heutigen Windhund-Club Eilenburg e.V (vorher Windhund-Club Leipzig), wo er anfänglich vor allem dem Rennsport nachging.

Nachdem Faisal 1967 DDR-Rennsieger wurde, begann Wolfgang den Verband und das Geschehen rundum den Windhund bewusster wahr zu nehmen. Wie es mit so mancher Liebe im Leben ist, brauchte es noch ein paar Jahre, ehe das Whippet-Geschwisterpaar „Alice“ und „Anthony of turf“ den Weg zu ihm fand.

Mit ihnen wurde Wolfgang von der damaligen Vorsitzenden der Spezialzuchtgemeinschaft für Wind- und Rennhunde der DDR im Verband für Kleingärtner, Siedler und Kleintierzüchter ein weiteres Mal angesprochen, wahlweise genötigt die Richterausbildung zu absolvieren.

1974 wurde er Richter, später Richterobermann und Ausbilder in der DDR. Mit dieser Tätigkeit begann er diverse Publikationen zum Gedanken der spezifischen Wesensmerkmale der Windhundrassen im Hinblick ihrer historischen Entwicklung sowie der aktuellen Lebensbedingungen zu verfassen.

Es war wieder Ilse Knote, die ihn mit sanftem Druck von einem eigenen Wurf überzeugte. So wurde am 05. September 1975 der erste Whippet-Wurf im Zwinger „id est“ geboren. In der Zuchtstätte fielen 56 Würfe aus denen diverse Champions mit und ohne Schönheits- und Leistungsurkunde hervorgingen.

  • Züchten heißt in Generationen denken, Generation zurück und in die Zukunft –

Wolfgang sah in der Zucht die Verantwortung und Aufgabe keine Extreme zu züchten. Weder der reine Show-Whippet noch der Renn-Whippet standen im Zentrum seines Interesses. Die ausgewogene Bemühung einer Schönheits- und Leistungszucht war in seinem Empfinden die einzig sinnvolle Möglichkeit für den Erhalt aller Windhundrassen. Dabei betonte er immer, dass es hierbei nicht um eine Form von Mittelmaßakzeptanz ginge, sondern dass beide Seiten nicht außer Acht gelassen werden dürfen. In höchster Vollendung wird man beides nur selten in einem Hund finden, aber es ging ihm immer um die Ausgewogenheit.

Wolfgang drängte niemandem seine Meinung auf und oft hielt er sich bedeckt mit Äußerungen. Doch so mancher Funke Ermutigung hinterließ Spuren. Seine Hunde bildeten das Fundament in einigen Zuchtstätten u. a. „Mortimer´s“, „el Schiras“, „Sasko´s“, „Windmeister´s“, „lively pack“ und „d´el Kataghan“ und den Grundstein der Liebe einiger Rasseenthusiasten, die bis heute anhält.

  • Damit Tiere gezüchtet werden, die im umfassenden Sinne würdige Vertreter ihrer Rasse sind –

Seine Maxime, dass die wenigsten Hunde dieser „Vollendung“ gerecht werden, stand nicht entgegen, dass er als Zuchtrichter immer die Vorzüge statt der Fehler des Hundes bewertete. Von den Ausstellern wurde er als Richter stets als gewissenhaft und höflich wahrgenommen.
2007 wurde er Gruppenrichter der Rassegruppe 10.

Diese ruhige, souveräne und stets verlässliche Art verdankte er die Wahl in diverse Positionen wie Zuchtkommissionsmitglied der Rasse Whippet, Zuchtrichterausschuss, Ehrenrat, Richterobermann, Richterausbilder und Vorsitzender der Landesgruppe Sachsen.

Nach dem Mauerfall und somit der Übernahme in den DWZRV war er einer der Hauptinitiatoren für die Neugründung der eben genannten Landesgruppe Sachsen.

Teil der Landesgruppe Sachsen war und ist der Windhund-Club Eilenburg e.V., den er stets mit Rat und Tat als Vorsitzender, Hasenzieher, Moderator, Startkastenpersonal und Koch unterstützte.

Im Jahr 2012 wurde ihm die VDH „Baron von Gingins“-Medaille überreicht.

Baron von Gingins             Foto: VDH

Mit seinem D3-Wurf im Jahr 2013 beendete er für sich die Zucht. In dieser Verbindung sah Wolfgang sein züchterisches Finale, die Verbindung seiner bis dahin gezüchteten Linien. Es mangelte ihm nicht an weiteren Ideen, aber er wusste, wann für ihn genug war.

2015 beschloss er im Verband kürzer zu treten. Auf der Rückfahrt der Richterausschusstagung des DWZRV’s verunglückte Wolfgang. Er verabschiedete sich von allen und kehrte nie zurück.

  • Für uns wird er immer der Züchter unseres Vertrauens bleiben –

Im stillen Gedenken

Familie Bott und der Windhund-Club Eilenburg e. V.